Rosskuppenkante - Gesäuse; VI+; 18 SL; 19.6. 2017

Die überaus freundlichen Wirtsleute der Haindlkarhütte (www.alpenvereinaktiv.com/de/bewirtschaftete-huette/haindlkarhuette/7025962/) berichteten uns am Vorabend der Tour, dass Klettern im Gesäuse nicht mehr die Attraktivität früherer Jahre hat. Wenn man den Klassiker im Gesäuse absolviert hat, weiß man auch warum: sehr lange Zustiege, alpine Absicherung, teilweise brüchiger Fels und elends lange Abstiege. Kurz, alles was  der 'neuzeitliche' Kletterer richtig gern hat. Das große Plus: man ist in einer grandiosen Felsszenerie ziemlich allein unterwegs. Zur Route selbst: Die Schwierigkeiten halten sich zwar meist in Grenzen, die Bewertung ist allerdings ziemlich streng. Wie halt bei fast allen Klassikern. Die Wegfindung ist nicht immer einfach, wenig Zwischensicherungen (bis auf Schlüsselstelle), die  Gesteinsqualität verlangt meist, dass Griffe und Tritte gut zu prüfen sind. Die Stände sind gebohrt, mobil kann mit Keilen, Friends und Schlingen abgesichert werden; bei 19 SL muss man aber den Spagat zwischen Sicherheit und Zeitbudget schaffen. In der Schlüsselstelle (7. SL) steckt zwar einiges an (Bohr-) Haken zum 'A-Nullen', der Heinriss ist aber schon ziemlich abgespeckt. Und dann hat man immer noch 12 satte SL. Teilweise sehr ausgesetzte Kletterstellen und ein grandioser Talblick machen den Anstieg zum Erlebnis oder auch zum Abenteuer.    Der Einstieg über das Bändersystem ist leider nicht immer ganz leicht zu finden (wir sind beim klassischen Einstieg gelandet). Eine gute Beschreibung samt Topo findet sich auf http://www.strassnig.at/bergsport/tipps-und-infos/topos/topo-rosskuppenkante-gesaeuse .Wichtig ist, für die Tour stabiles und warmes Wetter abzuwarten. Bis nach der Schlüsselstelle ist man im Schatten und es geht meist ein kaltes Lüfterl. Erst wenn man von der Nordseite auf die Kante quert, lacht einem die Sonne entgegen. Wer klassisches, alpines Klettern sucht, der ist in der Tour richtig.

Zustieg: Am besten am Vortag zur Haindlkarhütte aufsteigen und dort übernachten (ca. 1 Std. vom Parkplatz an der B 146). Von dort in 2 - 3 Stunden teilweise (durch Feslsturz) mühsam über den Peternpfad zum Einstieg.

Material: 50 m Einfachseil, Friends, Keile, Schlingen, Helm (!) und genug zum Trinken (langer Abstieg!); für Eventualitäten: warme Kleidung (man steigt auf über 2.000 m aus!)

Abstieg: entweder über den nicht versicherten Peternpfad (ausgesetzte 2er Stellen zum Abklettern) zurück zur Haindlkarhütte oder etwas einfacher (aber wesentlich länger) nach der Peternscharte Richtung Planspitze über den Wasserfallweg (teilw. versicherter Klettersteig) zur Kummerbrücke (nomen est omen) an der B 146. Dort muss man aber wieder ca. 5km zurück zum Parkplatz  der Haindlkarhütte. Wer Zeit hat, kann auch von der Peternscharte zur Heßhütte absteigen, dort nochmals nächtigen und nach  Johnsbach absteigen (landschaftlich sehr reizvoll).

Traunstein 2012; Route Kaffee & Kuchen
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Klettern im Yosemite
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